Eine Alpenüberquerung zu Fuß: ein einmaliges Abenteuer

Die Idee, die Alpen von Norden nach Süden zu überqueren, stand schon seit einiger Zeit auf meiner Liste. Nicht, weil ich so gerne sagen würde, dass ich die gesamte Alpenkette überquert habe, sondern weil mich das Abenteuer so sehr ansprach. Einen Monat lang in den Bergen zu sein, an abgelegenen Orten zu schlafen und sich nur mit den wesentlichen Dingen des Lebens zu beschäftigen, das schien etwas zu sein, das ich umsetzen konnte. Mit minimaler Vorbereitung und ohne eine einzige Berghütte im Voraus gebucht zu haben, machte ich mich im Frühsommer dieses Jahres auf den Weg. Meine Alpenüberquerung wurde zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Een alpenovertocht te voet brengt mij van het Duitse Benediktbeuern naar het Italiaanse Bassano del Grappa

Von Benediktbeuern nach Bassano del Grappa: eine grenzüberschreitende Alpenüberquerung

Die Berge sind mein Zuhause. Ich komme seit Jahrzehnten in die Alpen, in den letzten Jahren sogar mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Im Süden Deutschlands zu leben hat so seine Vorteile. Deshalb habe ich schon so manche Mehrtageswanderung gemacht, die ich immer gut im Voraus geplant habe. Beispielsweise habe ich die Hütten immer im Voraus gebucht, um sicherzugehen, dass ich einen Platz zum Schlafen habe.

Aber wie plant man eine 450 Kilometer lange Wanderung, bei der man die Alpenkette von Norden nach Süden überquert? Und wie stellst du sicher, dass du flexibel bleibst und deine Route im Falle von unvorhergesehenen Umständen umplanen kannst? Die Antwort ist ganz einfach: Lass die Kontrolle los und begib dich auf eine bis zu einem gewissen Grad ungeplante Reise. Das hört sich einfacher an, als es ist, denn für jemanden, der gerne die Kontrolle behält, ist es gewöhnungsbedürftig, sich von dem unberechenbaren Wind, der durch die Alpen weht, treiben zu lassen. Zum Glück gehe ich nicht ganz ohne Planung los, denn ich habe eine Route ausgearbeitet und alle Berghütten darauf markiert. Außerdem habe ich ein Trekkingzelt sowie einen Schlafsack und eine Isomatte gekauft, damit ich eine Alternative habe, falls die Berghütten voll sind.

Ein wechselhafter Start in Deutschland und Österreich

Nach einer minimalen Vorbereitung, die aus ein paar Bergwanderungen und dem Kauf einiger Ausrüstung besteht, befinde ich mich am 26. Juni 2024 in Benediktbeuern. Diese malerische Ortschaft am Nordrand der Alpen ist der Startpunkt meiner Alpenüberquerung. Ich hoffe, etwa einen Monat später in Verona anzukommen. Als ob es so gewollt wäre, fängt es an zu regnen, sobald ich aus dem Zug steige. Hier und da donnert es. Es liegt ein Gewitter in der Luft.

Diese erste Etappe auf dem Weg zur Tutzinger Hütte ist der Auftakt zu wechselhaften ersten anderthalb Wochen. Die Wettergötter ziehen alle Register, um den Wanderern das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Es ist die ideale Möglichkeit, jede Art von Planung und Vorbereitung über Bord zu werfen. So trotze ich dem Regen, schütze mich vor Gewitter, laufe stundenlang durch sengende Hitze und wache bei Schneefall auf, während sich die Landschaft jeden Tag verändert. Die grünen Bayerischen Voralpen gehen bald in das schroffe Karwendel über, mein Lieblingsgebirge in den Nordalpen, das ich schon nach wenigen Tagen gegen die mächtigen Dreitausender der Tuxer Alpen eintausche. Bis dahin musste ich meine Tour wegen des unbeständigen Wetters schon mehrmals umplanen.

Über die Tuxer Alpen nach Italien

Auf meiner Alpenüberquerung wird es nie langweilig und ehe ich mich versehe, überquere ich die Grenze nach Italien am Pfitscher Joch. Ich bin erst seit anderthalb Wochen unterwegs, aber ich habe schon so viel gesehen und erlebt. Begleitet werde ich auf meiner Reise von einer Schar unbekannter Mitwanderer, die fast spontan auftauchen und meine Alpenüberquerung bereichern. Es gibt nichts Schöneres, als abends in der Hütte zu sitzen und mit Gleichgesinnten den Tag Revue passieren zu lassen, Pläne für den nächsten Tag zu schmieden und über alles Mögliche zu reden.

In Italien scheint die Sonne, die hohen schneebedeckten Pässe verschwinden und die Dolomiten kommen langsam in Reichweite. Ich weiche ein wenig von meiner Route ab und schlafe nacheinander in einem Biwak, auf einem schönen Bauernhof und mit meinem Zelt auf dem Campingplatz. Nach dem Pustertal durchquere ich die schöne Rodenecker und Lüsner Alm und erblicke schließlich die Dolomiten: Zwei Tage lang wandere ich entlang grüner Almwiesen mit dem mächtigen Peitlerkofel im Hintergrund.

Die Dolomiten: Höhepunkt meiner Alpenüberquerung

Jedes Gebirge hat seinen Reiz. Besonders die mir unbekannten Orte waren oft um ein Vielfaches schöner als erwartet. Doch kein Gebirge kann mit den Dolomiten konkurrieren, die es mit ihrer Schroffheit und ihren besonderen Orten mit jedem anderen Gebirge aufnehmen können. Hier beginne ich eine lange Streifzug, der zwei Wochen dauert. Entlang der grandiosen Geislerspitzen und quer durch den Naturpark Puez-Geisler. Dann über die sehr enttäuschende Seiser Alm durch den Naturpark Rosengarten, wo die Torri del Vajolet einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Mein Endziel Verona ist dann schon längst außer Sichtweite. Obwohl ich es anfangs etwas unangenehm fand, einen ungeplanten Trip zu unternehmen, habe ich es jetzt umarmt. So wandere ich immer weiter nach Südosten, wo Pale di San Martino und die Dolomiti Bellunesi einen unauslöschlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Je weiter man nach Süden kommt, desto ruhiger werden die Wanderwege. Die Menschenmassen verschwinden, aber die Landschaft bleibt bis weit in den Süden hinein spektakulär. Auch meine Mitwanderer dünnen sich langsam aus. Zwei Tage vor dem unvermeidlichen Ende gehe ich zum ersten Mal während meiner Alpenüberquerung alleine weiter und verabschiede mich von meinem letzten Begleiter.

So lasse ich nach fast vier Wochen die Berge hinter mir und gehe weiter durch das Tal. Die Ponte Vecchio in Bassano del Grappa ist mein neues Ziel. Verschwitzt, aber zufrieden, komme ich an. Ein paar Kilo leichter wegen der Anstrengung, aber bereichert um ein unvergessliches Abenteuer, das ich um nichts in der Welt verpassen wollte.

Was mir diese Alpenüberquerung gebracht hat

Du fragst dich, was ich auf dieser Reise gelernt habe? Im Folgenden findest du die wichtigsten Lektionen, die ich auf dieser Reise lernen durfte.

  • Ich habe gelernt, die Kontrolle loszulassen: Es war etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Tagen habe ich es geliebt. Ohne detaillierte Planung loszuziehen, gibt dir nicht nur Freiheit, sondern auch eine Menge Flexibilität.
  • Ich habe viele nette Leute kennengelernt: Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich während meiner Alpenüberquerung viel allein sein würde, aber das Gegenteil war der Fall. Von Anfang bis Ende war ich mit unglaublich netten und freundlichen Menschen zusammen, die meiner Alpenüberquerung Farbe verliehen haben.
  • Sie hat mir viel Ruhe gebracht: wandern, in der Natur sein und sich nur mit den wesentlichen Dingen beschäftigen. Selten habe ich so viel inneren Frieden erlebt wie bei dieser Alpenüberquerung.
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Häufig gestellte Fragen zu einer Alpenüberquerung zu Fuß

Hast du auch Lust auf eine Alpenüberquerung? Die folgenden häufig gestellten Fragen helfen dir bei der Planung einer solchen Tour weiter und sorgen dafür, dass du gut vorbereitet bist.

Was ist die beste Jahreszeit, um eine Alpenüberquerung zu machen?

Eine Alpenüberquerung macht man am besten in den Sommermonaten. Um dem größten Andrang zu entgehen, habe ich mich bereits Ende Juni auf den Weg gemacht. Allerdings musst du in dieser Zeit immer noch mit Schneefeldern rechnen. Wenn du im August gehst, ist die Wahrscheinlichkeit von Schneefeldern geringer, aber die Hütten sind dann in der Regel voller.

Was braucht man, um eine Alpenüberquerung zu schaffen?

Alpenüberquerungen gibt es in verschiedenen Formen und Größen. Wenn du jedoch eine ähnliche Tour planen willst, ist eine gute Kondition, ausreichend Bergerfahrung und Trittsicherheit ein absolutes Muss.

Muss man die Berghütten im Voraus buchen?

Wie ich bereits erwähnt habe, habe ich nichts im Voraus gebucht. Oft bin ich einfach zur nächsten Hütte gelaufen und habe vor Ort gefragt, ob es noch einen Platz gibt. Das hat in 90 Prozent der Fälle funktioniert. Am Wochenende habe ich immer versucht, ein paar Tage im Voraus zu reservieren, denn dann ist in den Bergen meist mehr los.

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